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Widerstand am Arbeitsplatz organisieren!

Aufruf des Treffens Schaffen wir zwei, drei, viele Officine

12. September 2009


Wir veröffentlichen den Aufruf, den die Versammlung der vierten Tagung des Netzwerks Eine, zehn, hundert Officine [Werkstätte der SBB Cargo in Bellinzona] am 12. September 2009 angenommen hat.

An diesem Treffen haben viele GewerkschafterInnen und AktivistInnen aus Unternehmen in mehreren europäischen Ländern (Italien, Frankreich, Deutschland, Österreich) teilgenommen. VertreterInnen bedeutender Kämpfe und gewerkschaftlicher Mobilisierungen in der Schweiz, wie Nicolas Wuillemin (Sprecher der Arbeiter von Swissmetal-Boillat in Reconvillier), Marisa Pralong (Gewerkschafterin, die von Manor in Genf entlassen wurde und erfolgreich für ihre Wiedereinstellung gekämpft hat) und Gianni Frizzo (Präsident des Streikkomitees der Officine Bellinzona), waren ebenfalls anwesend.

Aufruf des Treffens Schaffen wir zwei, drei, viele Officine

Seit einem Jahr vergeht mit eindrücklicher Regelmässigkeit keine Woche, ohne dass neue Entlassungen (wie in den vergangenen Tagen jene der Gruppe AGIE Charmilles, davon 74 bei AGIE Losone) , Kurzarbeit, Umstrukturierungen und Betriebsschliessungen verkündet werden. In einer kürzlich abgehaltenen Pressekonferenz hat der Schweizerische Arbeitgeberverband angekündigt, dass die Politik der Unternehmer in den nächsten Monaten genau in diese Richtung gehen wird. Auf diese Weise überwälzt die Unternehmerschaft die Folgen der Krise auf die Lohnabhängigen und die Gesellschaft als Ganzes.

So kann das nicht weitergehen! Entlassungen, Lohnabbau, Betriebsschliessungen mit Vernichtung von Tausenden von Arbeitsplätzen dürfen wir nicht einfach hinnehmen. Gegen all das wollen wir uns auflehnen! Das ist die einzige Art, um eine gleichmässigere Verteilung des Reichtums (der Unternehmensgewinne) zu erreichen, der Konkurrenz unter den Lohnabhängigen entgegenzutreten, die aufkommende Resignation zu besiegen und Erscheinungen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Keim zu ersticken. Die Männer und Frauen mit ihren sozialen und kulturellen Bedürfnissen müssen wieder im Zentrum unserer Gesellschaft stehen: Unser Leben zählt mehr als ihre Profite!

Am besten erreichen wir das mit einer Mobilisierung am Arbeitsplatz, ausgehend von einem lauten und deutlichen Nein gegen die Pläne der Unternehmer! Nur mit einem grundsätzlichen und entschlossenen Widerstand gegen die Entlassungen wird es möglich sein, eine Solidarität innerhalb und ausserhalb der Betriebe aufzubauen. Das ist auch die Erfahrung der siegreichen Kämpfe in den letzten Monaten, wie jenen in der Officine von Bellinzona, bei INNSE in Mailand, bei Continental in Frankreich.

Es ist deshalb unerlässlich, in den Betrieben eine Diskussion zu beginnen, wie der Widerstand gegen den – öffentlichen und privaten – Unternehmerangriff organisiert werden kann. Das ist die vorrangige Aufgabe aller, die einen ernsthaften Widerstand gegen die Politik der Unternehmer und der sie unterstützenden Regierungen aufbauen wollen. Verteidigung der Arbeitsplätze! Keine einzige Entlassung! Verteidigung der Löhne und der Kaufkraft! Recht auf berufliche Weiterbildung auf Kosten des Unternehmens! Generelle Senkung der Arbeitszeit ohne gleichzeitige Steigerung des bereits hohen Arbeitstempos, was zu einer echten Neuverteilung von Arbeit, Sicherheit und Gesundheit führt! Das sind die wichtigsten Forderungen, um die herum die Mobilisierung in den Betrieben stattfinden muss. Ohne Widerstand in den Betrieben besteht die Gefahr, dass alle andern Aktivitäten (nationale und regionale Demonstrationen) nutzlos verpuffen.

Aus diesem Grund werden sich alle TeilnehmerInnen des 4. Treffens „Schaffen wir zwei, drei, viele Officine!“ in nächster Zeit aktiv für Mobilisierungen in den Betrieben und Kundgebungen während der Arbeitszeit einsetzen, die auf regionaler und nationaler Ebene zu organisieren sind. Die TeilnehmerInnen des 4. Treffens „Schaffen wir zwei, drei, viele Officine!“ werden sich dafür einsetzen, dass auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Komitees mit dem Ziel geschaffen werden, solche Mobilisierungen in Zusammenarbeit mit allen verfügbaren und gewerkschaftlichen und politischen Kräften hervorzurufen und zu unterstützen.

Die TeilnehmerInnen des 4. Treffens „Schaffen wir zwei, drei, viele Officine!“ rufen die zahlreichen Auseinandersetzungen in Erinnerung, die gegenwärtig stattfinden, und solidarisieren sich mit allen Arbeiterinnen und Arbeitern, die für die Verteidigung ihrer Arbeitsplätze kämpfen, für die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz und auf diese Weise zur Sicherheit aller EinwohnerInnen beitragen, wie es bei der Sicherheit der öffentlichen Transportmittel der Fall ist – so beispielsweise die Beschäftigten der S-Bahn von Berlin. Ein besonderes und bewegendes Zeichen der Solidarität geht an die Stadt Viareggio. Nach der schrecklichen Eisenbahnkatastrophe vor einigen Monaten und der Entlassung gewerkschaftlicher AktivistInnen (wie Dante de Angelis) als Folge ihres Einsatzes für die Sicherheit und die Arbeitnehmerrechte am Arbeitsplatz ist ein starkes gewerkschaftliches Engagement besonders auf diesem Gebiet erforderlich.

Schliesslich rufen die TeilnehmerInnen des 4. Treffens „Schaffen wir zwei, drei, viele Officine!“ auch dazu auf, sich an der von den Gewerkschaften am 19. September in Bern organisierten Demonstration zu beteiligen.

Bellinzona, 12. September 2009
Kontakt mit dem Streikkomitee der Officine Bellinzona: officine.bellinzona@unia.ch