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30 Tage Streik bei Boillat Swissmetal

Ein beispielhafter Arbeitskampf

lb/mf, 22. Februar 2006


Es wurde schon oft angekündigt : das Ende der ArbeiterInnenklasse. „Die Sozialpartnerschaft ist der Weg, Klassenkampf, das ist passé“. Von wegen. Die Streikenden in der Boillat Swissmetal in Reconvilier haben gezeigt, dass diese Sprüche Unfug sind und dass ArbeiterInnen entschlossen sein können, militant zu kämpfen, „ihre Haut teuer zu verkaufen“ und den aufrechten Gang zu lernen. Die KollegInnen in Reconvilier haben es gezeigt: Nichts läuft, wenn wir es nicht wollen. Das ist eine Erfahrung, die uns Lohnabhängigen in Zeiten von Flexibilisierung, Entlassungen, Arbeitslosigkeit, Kahlschlag und Sozialabbau aufhorchen lässt.

Der Kampf in der Boillat Swissmetal muss als beispielhaft und zukunftsweisend bezeichnet werden – ungeachtet seines Ausgangs.

30 Tage lang haben die ArbeiterInnen gestreikt. Die Art ihres Kampfes ist ebenfalls von grösster Bedeutung: die Weiterführung des Streiks wurde von Tag zu Tag erneut, kollektiv beschlossen. Mit der Besetzung der Fabrik und einem militanten Schutz der von den ArbeiterInnen produzierten Lagerbestände wurde verhindert, dass diese von der Firma abgeholt und veräussert werden konnten. Schliesslich haben die Lohnabhängigen der Boillat dem Druck und den Vergeltungsmassnahmen der Firmenleitung (Ankündigung von 120 Entlassungen; Rausschmiss der Kader; Entlassung von Nicolas Wuillemin, dem Repräsentanten der Beschäftigten; gerichtliche Entscheide, die darauf abzielten, die Fabrikblockaden zu verbieten, usw.) mit Mut standgehalten. Selbstaktivität und –organisation der Beschäftigten waren dafür entscheidend.

Worum es den ArbeiterInnen bei dieser Auseinandersetzung ging und geht, ist klar: die Verteidigung ihrer Arbeitsplätze, „ihrer“ Bude. Die Konzernleitung der Swissmetal will in der Tat wenigstens einen Drittel der Arbeitsplätze abschaffen und die Aktivitäten der Giesserei in Dornach, ihr anderer Produktionsstandort in der Schweiz, konzentrieren. Nichts weniger als die Zukunft der Boillat steht auf dem Spiel.

Die Gewerkschaftsführung spielt Martin Hellweg in die Hände

Was hat die UNIA-Führung angesichts dieser Arbeitgeberlogik getan? Was hat sie gesagt? Hat sie klar gestellt, dass es unakzeptabel ist, wenn eine verschwindend kleine Minderheit von Firmenbesitzern die Zukunft von Tausenden von Familien und einer ganzen Region bestimmt? Hat sie gesagt, dass die Gewerkschaft den Kampf erweitern wird, um diese Geldsäcke zum Verzicht auf ihre Abbauprojekte zu zwingen? Weit gefehlt! Sie hat in der Tat zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgerufen!

Am 19. Februar hat André Daguet, Mitglied der UNIA-Geschäftsleitung, in der "SonntagsZeitung" behauptet: „Jede Woche, ja jeder Streiktag, der darüber hinausgeht, ist gefährlich. (...) Heldentum bringt niemanden weiter“. Dabei stellte zur gleichen Zeit die bürgerliche, jurassische Zeitung "Quotidien jurassien" fest, dass „ihre Position (die der Streikenden) die gleiche wie am ersten Streiktag ist“ und dass „in der ganzen Region mobilisiert wird“ (20. Februar 2006).

Diese Haltung der Gewerkschaftsbosse ist keine Überraschung. Während GewerkschfterInnen vor Ort sich stark eingesetzt haben, um die Streikenden zu unterstützen, war die Position der UNIA-Zentrale angesichts des Streiks von Anfang an zumindest ambivalent. Als Swissmetal ihre Pläne ankündigte, insbesondere die Konzentration der Giessereiaktivitäten in Dornach, diktierte Fabienne Blanc-Kühn, Mitglied der Geschäftsleitung der UNIA, dass „ein Streik (...) nicht das ist, was die Lage deblockieren wird“ (L’Illustré, 23. November 2005). Der Entscheid, eine Streikbewegung zu starten, ist im übrigen ohne das Wissen der Gewerkschaftsbosse getroffen worden. Und während des Konfliktes liessen diese öffentlich verlautbaren, dass die Fortsetzung des Streiks ein Problem darstellt.

Genauso unverzeihbar ist, dass die UNIA-Führung nichts unternommen hat, um die Solidaritätsbewegung mit den ArbeiterInnen der Boillat über die betreffende Region hinaus zu verstärken. Es wäre entscheidend gewesen diesen Kampf in eine nationale Angelegenheit zu verwandeln, um den Druck auf die Besitzer und auf ihren Bundesrat zu erhöhen: durch einen Aufruf zur finanziellen Unterstützung der Streikenden in den Medien der ganzen Schweiz; durch die Organisation einer grossen Demonstration in Bern; durch die Schaffung von Unterstützungskomitees für diesen Streik in allen Städten; durch die Organisierung von Aktionen an den Arbeitsplätzen – auch wenn es nur symbolische Aktionen gewesen wären.

Kurz gesagt: es wäre unentbehrlich gewesen, die Isolierung des Kampfes der Boillat zu durchbrechen. Aber die UNIA-Führer haben nicht einmal eine Versammlung des Personals des Standortes von Dornach einberufen! Sicher: Renzo Ambrosetti, UNIA-Kopräsident, hat am 24. Streiktag angekündigt, dass „wir sie demnächst organisieren werden“ (Area, 17. Februar 2006)... Daraus ist natürlich nichts geworden.

Unser Leben ist wichtiger als ihre Profite!

Es bleibt zu hoffen, dass die ArbeiterInnen der Boillat ihren Kampf unter den nun erschwerten Bedingungen fortsetzen können. Mit dem Streik wurde ihnen jedoch das entscheidende Mittel entzogen, um die Abbaupläne von Martin Hellweg und Konsorten zu bekämpfen und ihre zentralen Forderungen ein für allemal durchzusetzen. Die ArbeiterInnen der Boillat verdienen weiterhin unsere volle Unterstützung und Sympathie.

Die 30 Streiktage in der Boillat Swissmetal sind ein Hoffnungszeichen für alle Lohnabhängigen. Die gemeinsame Mobilisierung bleibt in der Tat der einzige Weg, um unsere Rechte als Lohnabhängige und unsere Menschenwürde zu erkämpfen und zu erhalten. Darüber hinaus zeigt der Kampf der ArbeiterInnen der Boillat, dass die Logik der Kapitalakkumulation zutiefst unmenschlich und unakzeptabel ist. Wie der Fall von Swissmetal lehrt, unterliegt alles den Erfordernissen nach maximaler Rentabilität auf Kosten der Beschäftigung, der Lebensbedingungen der Lohnabhängigen und der Interessen einer ganzen Region.

Die Forderung einer anderen Gesellschaft, die auf die Befriedigung von sozialen Bedürfnissen gründet, findet im Kampf der ArbeiterInnen der Boillat eine neue Bestätigung: die Menschen sind wichtiger als die Profite der Firmenbesitzer! Die Zukunft der arbeitenden Menschen und das Recht auf Beschäftigung und auf gute Arbeits- und Lebensbedingungen für alle müssen gesamtgesellschaftlich durchgesetzt und gesichert werden, auf Kosten der Interessen der Firmenbesitzer.